Klangraum Dobra 28.-30. Juni 2024
LOVE AND MARRIAGE
Eine antike Heldenreise

Die Vorstellung vom ‚finsteren‘ Mittelalter ist eine Erfindung der Renaissance. Humanistische Denker des 15. Jahrhunderts wollten sich klar vom Menschenbild des Mittelalters, das stark auf Gott und das Jenseits ausgerichtet war, abgrenzen und wandten sich der Antike als Bezugspunkt zu, indem sie das Mittelalter und seine kulturelle Bedeutung kleinredeten.
Anders sahen das – wenig überraschend – die Menschen im Mittelalter selbst. Man verstand die mittelalterliche Gesellschaftsordnung als Fortsetzung des römischen Reichs, die mittelalterlichen Ritter als Nachfahren der antiken Helden. Neben Geschichten aus der Bretagne, die sich um König Artus und die Ritter seiner Tafelrunde ranken, sind es im Früh- und Hochmittelalter deshalb vor allem antike Stoffe, die Eingang in die Literatur finden. Die Erzählungen und ihre Figuren werden dabei stark bearbeitet, höfische Motive werden eingefügt, um ein frühes höfisches Menschen- und Gesellschaftsbild zu entwerfen, das den mittelalterlichen Wertvorstellungen entspricht. Zu den ersten deutschsprachigen Antikenromanen zählt Heinrichs von Veldeke Eneasroman (um 1160). Er erzählt die Geschichte des trojanischen Helden Eneas, der aus dem untergehenden Troja fliehen muss und in Italien die Vorgängerstadt Roms gründet. Als Prototyp des mittelalterlichen Helden markiert sein Name den Beginn des Römischen Weltreichs, das an den Höfen des Mittelalters und im Rittertum seine Fortsetzung findet. Die Gründungssage des antiken Roms wird hier zur Legitimation der Herrschaft.
Neben seiner gesellschaftsstiftenden Funktion ist der Eneasroman aber vor allem auch ein literarischer Meilenstein. Schon im Mittelalter wird er zu einem wichtigen Bezugspunkt für die höfische Epik und bis heute gilt er als „rhetorisches Musterbuch“ (Horst Brunner) des Mittelalters.

LOVE AND MARRIAGE
Eine antike Heldenreise

Freitag, 28. Juni 2024, 20:30 Uhr
Dido und Eneas
erzählt von Robert Reinagl
Ensemble Memor
Troja ist gefallen und Eneas muss fliehen. Nach einer langen Irrfahrt erreicht er Karthago, über das die Herrscherin Dido regiert. Obwohl sie nach dem Tod ihres Ehemanns gelobt hat, nie wieder eine Beziehung zu einem Mann einzugehen, beginnt sie eine Liebschaft mit Eneas. Doch schon bald muss Eneas weiterziehen – und lässt die schöne Königin zurück …

Samstag, 29. Juni 2024, 20:30 Uhr
Eneas in der Unterwelt
erzählt von Karl Markovics
Musik: Ensemble Memor
Auf der Reise erscheint Eneas sein verstorbener Vater Anchises. Dieser trägt ihm auf, in die Unterwelt zu gehen. Im Reich der Schatten trifft Eneas auf den Höllenhund, gefallene Krieger und Menschen, die aus unerwiderter Liebe gestorben sind, darunter Dido, die sich von ihm abwendet. Und er erfährt, wohin die Götter ihn schicken wollen: nach Italien!

Sonntag, 30. Juni, 18:00 Uhr
Krieg und Liebe
erzählt von Gerti Drassl
Ensemble Memor
Eneas ist in Italien gelandet und ist vom König Latinus freundlich aufgenommen worden. Er möchte dessen Tochter Lavinia heiraten, doch die ist schon einem anderen versprochen. Erzürnt zieht Eneas in den Kampf um Land und Lavinia, den er nach mehreren Verwicklungen schließlich gewinnt.

Karten und Generalpass sind demnächst auf Ö-Ticket erhältlich!

Klangraum Dobra

Im Herzen des Waldviertels in der mystischen Landschaft des Kampsee Dobras gelegen, bietet sich dem Besucher ein österreichweit einzigartiges Festivalerlebnis.

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